Jeder, der schon mal in einem anderen Land gelebt habt, kennt das: Es fallen einem recht schnell Verhaltensweisen und Gegebenheiten auf, die sich teils sehr von den Gepflogenheiten in der Heimat unterscheiden. Das können Positive, wie originelle Dinge sein. Vielleicht auch negative. Aber genau solche Unterschiede machen das Leben in einem anderen Land so spannend.
Heute möchte ich euch 25 Dinge vorstellen, die ich während meines Work & Travels in Island gelernt, beobachtet und als originell empfunden habe. Außerdem ein paar Erkenntnisse teilen, die ich nach meiner Rückkehr hatte.
25 Dinge, die ich in Island gelernt habe:
- Es scheint normal zu sein, die Heizung beim Lüften anzulassen. Sprich: Man macht das Fenster auf, statt die Heizung runter zu drehen.
- Je nach Region oder Stadtteil schmeckt das Leitungswasser stärker oder schwächer nach Schwefel. Auf meinem Hof natürlich stärker 😉
- Ich wurde dazu angehalten, das Wasser doch erst warm werden zu lassen, bevor ich es in den Wasserkocher fülle. Gut, wenn man eine hauseigene 60°C warme Quelle hat, macht das vielleicht Sinn. War am Anfang allerdings sehr ungewohnt.
- Die Landbevölkerung lässt den Motor laufen und somit das Auto offen, wenn sie einkaufen geht. Anderswo unvorstellbar! Eigentlich habe ich Isländer für sehr Natur- und als sehr Umweltbewusst eingeschätzt, nur in dem Punkt (und beim Heizen) werden sie dem nicht gerecht.
- In Island sprechen die Leute sogar mit 70 noch fließend Englisch.
- Drei Monate reichten bei mir aus, um mir Probleme beim Deutsch sprechen zu bereiten, als ich wieder die Gelegenheit dazu hatte. Das ging dann so: “Ich. Heiße. Silja. Ich. Komme. Aus. Aachen. ” Sprich: Extrem langsam und ich musste richtig überlegen. Außerdem dachte ich ständig: “Ist das meine Stimme?” (Kennt ihr die Stelle aus “Ein Königreich für ein Lama” wo Isma in die Katze verwandelt wird und ihre Stimme plötzlich quietschig ist und sie das fragt? Genau so ;D). Dadurch, dass die Betonung im Englischen und Isländischen so anders ist, als im Deutschen, war ich nicht mehr an den Klang meiner deutschen Stimme gewöhnt. Das war extrem irritierend. Ich will nicht wissen, wie das nach einem Jahr gewesen wäre.
- Meine Erinnerungen an das Work & Travel in Island sind komplett auf Englisch mit ein paar Isländischen und Deutschen Ausnahmen.
- Ich musste meine deutsche Herangehensweise abstellen. Dieses ganze: Wir haben einen genauen Zeitplan, alles ist organisiert und wir halten uns daran. In Island ist eher alles: Let’s go with the flow! Nach einer gewissen Zeit, fand ich das sehr entspannend. Das lag aber sicher auch mit daran, weil ich meinen Tagesablauf oder meine Woche auf dem Hof nicht selbst planen musste. Es war oft so, dass ich erst am Tag selbst gesagt bekommen habe “Wir machen heute das und das.”, was völlig vom normalen Tagesablauf abwich. Nichts hier mit “Mental drauf einstellen.”. (Hat natürlich auch viel mit dem Wetter zu tun)
- Ich werde wahrscheinlich nie wieder so guten Lachs essen. Ich hätte keine Beilagen gebraucht. Gott, sowas Leckeres!
- Man kann auch an dem Ort, wo man aufgewachsen ist, einen Kulturschock bekommen. Man denkt ja, man geht ins Ausland und bekommt ihn da. Aber nein! Nach 3 Monaten auf dem Land, in einer sehr ruhigen Umgebung ohne große Häuser oder Bäume, in einer Umgebung, wo man kilometerweit schauen kann und wo 70 Menschen schon als viele auf einem Haufen gesehen werden, war der Wechsel nach Deutschland extrem krass. Viele Menschen, groooße, große Bäume, die einem immer die Sicht versperren und wenn nicht die, dann große, große Häuser und diese vielen Autos, der Lärm. Poah! Ich glaube, ich habe einen Monat gebraucht, um mich wieder zu akklimatisieren. Ich hatte 24 Jahre, um mich daran zu gewöhnen, aber 3 Monate Island haben das zunichte gemacht.
- Sobald ich auf dem Hof war, habe ich mich in Island direkt heimisch gefühlt. Bei mir dauert es normalerweise immer etwas, bis ich mich eingewöhnt habe. Umso schwerer war es dann, wieder abzureisen.
- Der Sternenhimmel ist etwas wunder-, wunderschönes – ohne Lichtverschmutzung.
- Ich liebe es, Leute zum Lachen zu bringen. In dem Maße, war mir das nie bewusst. Bis ich dann meinen Humor auf Englisch nicht rüberbringen konnte. Da merkte ich dann, dass mir etwas fehlt. Nach einem Monat ging es aber.
- Ich liebe den Akzent, wenn Isländer Englisch sprechen.
- Täglich mit Thermalwasser duschen, ist schon etwas Feines!
- In 3 Monaten Island, habe ich wahrscheinlich mehr Rhabarber gegessen, als in den 24 Jahren davor.
- Isländer lieben Eis, kann das sein?!
- Auch ein Ort mit 18000 Einwohnern, kann Großstadt Flair vermitteln. Zum Beispiel durch Einwohner, die man optisch in Berlin ansiedeln könnte.
- Das Wasser aus isländischen Bächen schmeckt besser, als alle Wassersorten, die ich in Deutschland je getrunken habe.
- Ach, DAS ist also frische Luft!?
- Wenn man sich ein isländisches Hotdog macht, gibt es eine genaue Reihenfolge, wie die einzelnen Zutaten und Saucen auf das Hotdog kommen. Der Senf z.B. zu letzt. Sowas ist wichtig!!!
- Wer braucht schon Bargeld? Selbst in Bars wird einem direkt das Kartenlesegerät unter die Nase gehalten. Und sollte man tatsächlich einmal bar zahlen wollen, wird man etwas irritiert angeschaut.
- Man sollte nicht aus Gewohnheit, wenn man etwas verstanden hat, “Aha!” sagen, weil das ganz schnell als “Ha!” missverstanden wird. Das heißt leider “Was?” und dann wird dir alles nochmal neu erklärt.
- Meine winzigen Schwedisch Kenntnisse haben mir das Verstehen der isländischen Sprache extrem erleichtert.
- Island ist ein Land, in dem es extrem wichtig ist, die Naturgewalten zu respektieren, sowie Flora und Fauna zu schützen. Ob nun das Wetter, die unberechenbaren Wellen am Reynisfjara (Strand) oder nicht querfeldein zu fahren.
Das waren mein 25 Dinge, die ich in Island gelernt habe. Natürlich ist so eine Auflistung sehr subjektiv und nicht alles trifft auf jeden Isländer zu – das ist klar.
Wer hat auch schon auf Island gelebt und ähnliche oder andere Beobachtungen gemacht? Über Kommentare mit euren Erfahrungen würde ich mich freuen!
Ansonsten habe ich noch einen kleinen Lesetipp für euch: Sóley hat in Reykjavík studiert und ein tolles “Du weißt, dass du in Island warst, wenn….” geschrieben. Bei vielem konnte ich nur nicken.
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