Alle schwärmen immer so von der Golden Circle Tour in Island, die ohne Zweifel landschaftlich wirklich toll ist, aber mein Favorit ist die Südküste.
Entgegen meiner Veranlagung, die immer dafür plädiert etwas auf eigene Faust zu unternehmen, hatte ich mich für eine geführte Südküsten-Tour eines etwas kleineren Unternehmens entschieden, da ich keinen Mietwagen hatte, ich mir den Süden aber nicht entgehen lassen wollte. Auf dem Programm standen die Wasserfälle Skógafoss und Seljalandsfoss, der Sólheima-Gletscher, der schwarze Strand von Reynisfjara und schließlich das Örtchen Vík.
Von kaputten Kameras, nicht zu unterschätzende Naturgewalten und dem ganz normalen Wahnsinn, des immer wechselnden isländischen Wetters.
Um 8 Uhr morgens wurde ich pünktlich vor meiner Unterkunft in Reykjavik vom Tour Guide abgeholt, der erst einmal durch halb Reykjavik kurvte, um die weiteren Teilnehmer einzusammeln. Neben mir waren das noch eine 3-köpfige Familie aus Hong Kong, ein junges Pärchen aus Großbritannien und 4 ältere Damen von den Philippinen, die aber in London wohnten, wie sie betonten. Eine kleine, aber feine Gruppe. Es gibt auch die Möglichkeit, mit großen Gesellschaften solch eine Tour zu unternehmen, doch für meinen Geschmack reichen die kleinen vollkommen aus. Schließlich lassen sich Fotos besser schießen, wenn nicht ein ganzer Reisebus ausgekippt wird. Mein Fahrer ist außerdem die Programmpunkte so abgefahren, dass wir den anderen Reisegruppen immer eins voraus waren, sodass die Orte nicht so überlaufen waren. Und nach Absprache mit uns, hat er außerdem das Mittagessen nach hinten verlegt, weil gerade die Sonne schien als wir auf Höhe des schwarzen Strandes von Reynisfjara waren. In Island eine sehr gute Idee. Immerhin kann die Sonne in 2 Minuten schon wieder weg sein.
Sonne hin oder her, den ganzen Morgen über war es schon extrem stürmisch, sodass man zeitweise Probleme hatte, die Fotos nicht zu verwackeln. Wie man unschwer erkennen kann, zeigte sich der Atlantik an diesem Tag von seiner extrem rauen Seite. Wie rau, sollte sich später auch noch zeigen.
Bevor man den Strand in Reynisfjara betritt, ist es eine gute Idee sich die Warnungen auf der Tafel durchzulesen, denn unser Guide hatte uns auch gewarnt, immer einen Blick auf die Wellen zu haben, denn jede 7. Welle sei heftiger, als die davor. Recht sollte er behalten.
Da ich schon immer ziemlichen Respekt vor dem Atlantik habe, bin ich ihm nicht wirklich nah gekommen und beobachtete Mitreisende, wie sie an den Basaltsäulen Fotos machten und dachte mir noch, was das doch für ein schönes Motiv sei, drehte mich aber um, um wieder in Richtung Bus zu laufen, da es bald weiter gehen sollte. Aus einem mir unerfindlichen Grund, oder weil der Guide betont hat, die Wellen immer im Auge zu behalten, drehte ich mich irgendwann nochmal um und sah, das sich eine Meter hohe Welle, genau an den Basaltsäulen brach.
Im Nachhinein war ich sehr froh darum, dass ich die letzten Monate mit Schafabtrieb in unwegsamen Gelände verbracht hatte und ich dementsprechend fit war. Denn obwohl ich weit weg war, haben meine Reflexe die Situation richtig eingeschätzt, sodass ich los gesprintet bin. Gar nicht mal so leicht, denn man sinkt bei jedem Schritt extrem tief in dem Kieselstrand ein. Es fühlte sich an, als würde ich nach jedem Schritt gleich eine Rolle vorwärts machen. Zwischenzeitlich drehte ich mich nochmal um, nur um festzustellen, dass es die 3-köpfige Familie schon erwischt hatte und sie von den Beinen gerissen wurde. Also legte ich noch einen Zahn zu und dachte schon mit Schrecken daran, was ich nur machen sollte, wenn meine SD Karte beschädigt würde, wo all meine Fotos von 2 1/2 Monaten Island drauf waren. Doch glücklicherweise, wurden nur die Sohlen meiner Schuhe nass.
Wenn ich also Berichte darüber lese, dass es tatsächlich Menschen gibt, die bis zu den Knöcheln im Wasser stehen, nur um dort ein tolles Foto zu machen, dann zweifle ich doch etwas an deren Zurechnungsfähigkeit.
Das britische Pärchen hat schön die Kamera draufgehalten und das Geschehen eingefangen. Da das nur ein Foto vom Display ihrer Kamera ist, ist die Qualität dementsprechend schlecht, aber man bekommt einen Eindruck, wie knapp es doch war. Und ich hatte Glück, die Welle ist rechts an mir vorbei geflossen. Ach ja: Ich bin natürlich die links, die schön schützend, ihre Hände um ihre Kameras gelegt hat. Die Gefahr ins Meer gezogen zu werden, bestand für keinen von uns, da wir nicht nah genug am Wasser waren, die Welle hat aber trotzdem plötzlich den ganzen Strandabschnitt, auf dem wir uns befanden, für sich vereinnahmt.
Meine Kameras wurden also nicht beschädigt, aber die der Familie schon. Salzwasser und Kameras sind keine gute Kombi, würde ich mal meinen. Außerdem war es gerade erst Mittag, sodass sie noch sehr lange in ihrer nassen Kleidung bleiben mussten.
Nach der Mittagspause in Vík, ging es wieder in Richtung Reykjavík und zum Seljalandsfoss, den die meisten Touren schon auf dem Hinweg besuchen. Dort besteht auch die Möglichkeit hinter dem Wasserfall hindurch zu gehen, doch nach der Reynisfjara Aktion, wollte ich mein Glück nicht herausfordern und habe ihn mir einfach angesehen. Beeindruckend genug, für meinen Geschmack.
Wenn ich mich aber für einen Wasserfall der Tour entscheiden muss, dann liegt der Skógafoss vorne. In dessen Flussbett kann man trockenen Fußes ziemlich nah heran, um ein tolles Foto zu schießen.
Der isländische Herbst ist auch ohne viele Bäume und ohne deren Laub extrem farbenfroh! Jedoch muss ich schon sagen, dass der plötzliche Hagelschauer, der auch für das leichte Weiß auf der Wiese gesorgt hat, doch ziemlich unangenehm war. Als dieser einsetzte, war ich gerade auf dem Weg, die Aussichtsplattform zu erklimmen und wollte nicht nach 2/3 der Strecke den Rückzug antreten. Also, Schal übers Gesicht und durch. Wieder im Bus angekommen, habe ich mir aber erst einmal meine Regenhose übergezogen.
Der letzte Halt war der Sólheimajökull. Von Sonne keine Spur mehr, dafür diesig und regnerisch.
Nun kann ich auch von mir behaupten, schon mal auf einem Gletscher gestanden zu haben und solltest du dich fragen, was denn die ganzen schwarzen Steinchen sind, ganz einfach: Die Asche des weltberühmten Eyjafjallajökull.
Beides sehr beeindruckend!
Um ca 18:30 wurde ich wieder vor meiner Unterkunft abgesetzt und ein interessanter Tag ging zuende.
Meiner Meinung nach lohnt sich so eine Tour auf jeden Fall. Der Punkt, der mich jedoch immer stört ist der, dass man sich die Zeit nicht selbst einteilen kann, sodass man wirklich nur die Hauptattraktion gesehen hat, ich mir aber beispielsweise nicht die traditionellen Torfhäuser, die in der Nähe des Skógafoss’ sind anschauen konnte, oder ich keinen Spaziergang entlang des Reynisfjara Strandes machen konnte. Wenn man jedoch bedenkt, dass ich etwa 10 Stunden unterwegs war und die Tage im November in Island nicht ganz so lang sind, bin ich mir auch unsicher, wie viel mehr ich gesehen hätte, wäre ich einen Tag mit dem Mietwagen unterwegs gewesen. Wettertechnisch war von Sturm, Regen, Nebel, Hagelschauer und Sonne alles dabei. Kurz: Ein ganz normaler Tag auf Island.
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