Köln und ich, das war am Anfang so eine Sache. Erst wurden wir 2 nicht miteinander warm, dann ging es gerade, aber da hatte ich bereits andere Pläne und bin weitergezogen. Irgendwann hat das Schicksal mich aber wieder nach Köln verschlagen und siehe da: Der zweite Anlauf ist geglückt.
Ich mein’, was kennt man schon von Köln, wenn man nur ab und zu, alle paar Jahre vorbeischaut? In meinem Falle waren das der Dom, der Rhein, die Altstadt und die Hohe Straße (wenig attraktive Shopping-Meile), das ein oder andere Museum und einige Konzerthallen. Sprich: Die klassischen Touri-Orte, die aber nicht das richtige Köln wiederspiegeln. Nach und nach habe ich die coolen Ecken gefunden. Die, an die es die Kölner in ihrer Freizeit zieht mit tollen Cafés, guten Imbissen, Restaurants, schönen Plätzen und originellen Läden. Dieses Köln, diese Möglichkeiten, habe ich mittlerweile schätzen gelernt.
Heute möchte ich euch mit nach Köln-Ehrenfeld nehmen. Einem Stadtteil, der einen erst auf den zweiten Blick überzeugt. Und zwar dann, wenn man weiß, wo die guten Ecken sind.
Die Körner Straße in Ehrenfeld
Es ist ja kein Geheimnis, dass man die besten Läden meist in den Seitenstraßen gut versteckt findet. Das trifft auf Köln genauso zu, wie auf eine Metropole. Biegt man von der Venloer Straße auf die Körner Straße ab, ist der Unterschied schon krass. Geschäftiges Treiben wird hier von Ruhe und Gelassenheit abgelöst. Über fast die ganze Länge der Straße, ist eine bunte Girlande gespannt. Darunter tummeln sich lauter interessante Geschäfte, wie z.B. der Veedelskrämer, wo ausschließlich unverpackte Waren verkauft werden. Von Lebensmitteln (meist regional) bis Drogerie-Artikel bleibt kein Wunsch offen.
Ein Geschäft, das mit seinem Ladenlokal das ganz große Los gezogen hat, ist Utensil. In einer ehemaligen Metzgerei aus den 50ern, findet man Produkte, die eigentlich in der Arbeitswelt und Industrie ihr zu Hause haben. Mein Favorit, wo ich doch mit Frittenbuden-Kultur groß geworden bin: Der klassische Frittenstreuer aus Alu. Es gibt aber auch klassische Werkstattleuchten, Troyer, Grubenhandtücher, uvm.
Ein weiterer Favorit von mir ist ganz am Ende der Straße: Die Drahtflechterei! Ich liebe ihre kleinen Blumensträußchen. Neben Blumen, die zu meiner großen Freude, oft in Emaille Eimern oder Kannen präsentiert werden, gibt es auch diverse Dekoartikel, auch aus Draht (wie der Name des Ladens schon erahnen lässt), Emaille Geschirr und, und, und.
Zwischen den Läden gibt es noch die Ehrenfelder Nationalgalerie und das ein oder andere Café.
Wie man hinkommt? Mit der U-Bahn bis Körner Straße fahren. Oder aber, wenn du mit dem Zug kommst, bis Bahnhof Ehrenfeld fahren und den Ausgang Venloer Str. nehmen.
Auf der Venloer Straße
Begibt man sich wieder auf die Venloer Straße muss man schon genauer hinschauen, um zwischen all den Imbissen, Handy- und Klamottenläden, die guten auszumachen. Hätte mir ein Freund nicht mal vorgeschlagen bei Mr. Kumpir Essen zu holen, ich würde wahrscheinlich heute noch daran vorbeilaufen. Dort bekommt man wahnsinnig gute, gefüllte Backkartoffeln. Ob mit Fleisch, vegetarisch oder vegan, jeder wird dort glücklich. Auch wenn es sich skurril anhört: Die Mischung aus u.a. Krautsalat, Joghurt, Couscous und Kartoffelsalat in einer Kartoffel ist göttlich.
Ein ganzes Stück weiter runter auf der Straße findet ihr Die Eisdielerin. Ich sag nur: Zitronen-Minz- oder Milchreiseis. Leckeeer! Kein Wunder, dass sich bei gutem Wetter Schlangen vor dem Laden bilden. Wem grad nicht so nach Eis ist, der kann sich auch am Kuchen oder an den Waffeln gütlich tun.
The Good Food ist einer dieser Läden, von denen es mehr geben müsste. Sie setzen sich gegen Lebensmittelverschwendung ein und verkaufen bei sich Obst und Gemüse, welches nicht dem Qualitätsstandard (zu klein, zu krumm, ect.) der Lebensmittelindustrie entspricht und sonst in der Tonne gelandet wäre, obwohl es absolut genießbar ist. Außerdem werden Lebensmittel verkauft, die kurz vor oder nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum sind. Aktuell z.B. Bio-Senf. Einfach Abfüllbehälter mitbringen und es kann losgehen. Auch originell: Man erhält die Lebensmittel auf “Zahl’, was es dir wert ist.”-Basis. Achtung: Ausschließlich mittwochs bis samstags geöffnet.
Die besten Burger in Town gibts meiner Meinung nach bei Karl Hermann’s. Das Fleisch stammt vom Boeuf de Hohenlohe, welches weder mit Antibiotika, Wachstumsförderern oder anderen Zusatzstoffen in Berührung kommt. Qualität, die man schmecken kann! Und die selbstgemachten Limos erst. Hach!
Bei Grünblaugrau Intérieur findet man einen Mix aus Vintage-Möbeln, Wohnaccesoires, Schreibwaren und coolen Magazinen. Sie arbeiten so gut wie ausschließlich mit kleinen Manufakturen, Lables und Verlagen zusammen, sodass der Mix schön erfrischend ist. Achtung: Ausschließlich donnerstags bis samstags geöffnet.
Das Street Food Festival in Köln auf dem Heliosgelände
Ein cooles Event, welches in Ehrenfeld so gut wie jeden Monat stattfindet, ist das Street Food Festival. Den Ursprung hat das Festival, welches mittlerweile in vielen deutschen Städten einen Ableger hat, doch tatsächlich in Köln. War es früher noch bei Jack in the Box, ist es mittlerweile auf das Heliosgelände umgezogen. Kommendes Wochenende (1.04. & 2.04. – Eintritt 2€) ist es wieder so weit und das Festival geht in eine neue Runde.
Meine absoluten Favoriten beim letzten Mal im Februar waren Provolino, Israeli Food und Pitty’s, die ich u.a. während eines Bloggerrundgangs kennengelernt habe. Aber ich garantiere euch: Bei zwei von dreien, wäre ich so oder so eingekehrt. Wer mich kennt weiß, dass ich einen Faible für indisches und israelisches Essen habe. Und so war ich sehr happy über die Food-Fusion von typisch israelisch und moderner Küche (siehe Rucola und Kichererbsen) bei Israeli Food. Bei Pitty’s gab es Reis mit Joghurt und Hühnchen Fleisch mit Elf Gewürzen. Ein Traum! Aber dann kam es: Es hieß, am nächsten Stand würde es Käse geben. Bei dem Wort “Käse” nehme ich ja automatisch eine Abwehrhaltung ein. Mozzarella – okay. Schaf- und Ziegenfrischkäse – spitze. Geschmolzener Käse auch, aber sonst: Keine Chance! Zu meiner großen Freude handelt es sich bei Provolino um Käse, den man zum Schmelzen bringt (YES!), dann auf einem leckeren Brot mit Oliven, Schinken und Feigen oder Brine belegt. So lecker!
Ich bin ja eher für herzhaftes zu haben, aber 2 süße Tipps hab ich trotzdem noch: Einmal wäre das Délibon, wo es bretonische Galettes (süß & herzhaft) gibt -> Findet man donnerstags auch auf dem Rudolfplatz. Und dann wäre da noch die Baumstriezel Manufaktur.
Übrigens: Um Plastik zu vermeiden, hat sich das Street Food Festival mit PapStar zusammengetan, sodass die meisten Gerichte nun in Bambusschalen mit Holzbesteck gereicht werden. Und wer einen 5€ Gutschein von LadenEin gewinnen möchte, sollte fleißig Fotos von seinem Essen posten und sie mit dem Hashtag #sfffavorite versehen. Nur so als Idee.
Ehrenfeld für Musikliebhaber – Live Music Hall, Underground und Artheater
Als ich noch in Aachen gewohnt habe, war ich eigentlich immer nur aus einem Grund in Ehrenfeld: Wegen Konzerten. Hätte ich damals doch schon gewusst, was Ehrenfeld für ein cooles Pflaster ist, ich hätte die Tage so toll nutzen können.
Sieht man vom Artheater ab, liegen die Live Music Hall und das Underground [Wurde mittlerweile abgerissen…], direkt beim Helios Gelände und sind nur einen Katzensprung voneinander entfernt. Sprich: Auch für Konzertgänger lohnt es sich mal zu schauen, ob vielleicht das Street Food Festival stattfindet, sie sich bei der Eisdielerin noch schnell ein Eis holen, oder oder oder. Wenn man doch eh schon mal da ist. Ach ja: Für Street Art Liebhaber ist die Ecke natürlich auch genau das Richtige.
Ich bin immer auf der Suche nach weiteren Tipps. Schreib mir doch gerne, welche deine Favoriten in Ehrenfeld sind.
Schau dir auch meinen Mini-Guide für die Kölner Südstadt an!
Offenlegung: Zu dem Bloggerrundgang auf dem Street Food Festival wurde ich eingeladen. Meine Meinung bleibt davon wie immer unberührt.
Pingback: Mini-Guide: Die Kölner Südstadt | Fernwehge